Multifunktionales Haus

Umwandlung der ehemaligen Schule in Betziesdorf zu einem „Multifunktionalen Haus“

Multifunktionales Haus „Alte Schule“

Vor einigen Jahren wurde der Schulbetrieb in Betziesdorf eingestellt. Seit dem steht das markante Gebäude in der Ortsmitte leer, denn auch die Gemeindebücherei musste aufgegeben werden. Neben einem weiteren Projekt in Neustadt-Momberg wird auch das Multifunktionale Haus „Alte Schule“ in Betziesdorf als Pilotprojekt vom Landkreis Marburg-Biedenkopf unterstützt und gefördert. Durch die Einrichtung eines Multifunktionalen Hauses soll eine sinkende Mobilität der Einwohner durch die Mobilität der Dienstleister ersetzt werden.

Heimatverein übernimmt
das Multifunktionale Haus Betziesdorf

Konzeptplanung zur weiteren Nutzung geht weiter
(Bericht aus dem Kirchhainer Anzeiger vom 08.09.2023)
 

Fröhliche Gesichter bei der Vertragsunterzeichnung (von links): Ortsvorsteher Dieter Tourte, Jörg Dreer und Hermann Wienholt (Vorsitzender und stv. Vorsitzender des Heimatvereins) sowie Bürgermeister Olaf Hausmann und Stadtrat Konrad Hankel

Schon seit einiger Zeit wird das Multifunktionale Haus in Betziesdorf saniert. Die Baumaßnahme hat sich aus verschiedenen Gründen in den letzten Monaten verzögert. So dauerte beispielsweise die Lieferung des Aufzuges länger als geplant, dadurch konnten auch die Innenarbeiten teilweise nicht wie vorgesehen umgesetzt werden.

Nun aber geht die Sanierung des Gebäudes in die letzte Runde. Zeit, auch die künftige Trägerschaft des Gebäudes festzulegen.

Analog der sanierten Gemeinschaftshäuser in den Stadtteilen Burgholz, Himmelsberg, Langenstein und Schönbach soll auch

das Multifunktionale Haus in Betziesdorf nach der Sanierung in die Trägerschaft eines Vereins übergehen.

Bürgermeister Hausmann freut sich darüber, dass der Heimatverein Mein Dorf Betziesdorf e.V. unter dem Vorsitz von Jörg Dreer die Trägerschaft übernehmen wird. „Damit wird das ehrenamtliche Engagement bei der Umsetzung des Projektes noch einmal verstärkt. Ich bin sehr froh, dass sich die Bürgerinnen und Bürger kontinuierlich und mit hohem Einsatz für die Realisierung der Maßnahme einsetzen“, erklärt Bürgermeister Olaf Hausmann bei der Vertragsunterzeichnung

Bereits im frühesten Stadium der Planungen zur Sanierung haben sich einige Betziesdorferinnen und Betziesdorfer intensiv mit eingebracht. Verschiedene Arbeitsgruppen setzten sich mit der Zukunft des Gebäudes auseinander. So gibt es z.B. die AG ́s Fitness, Essen, Spiele und Nachbarschaft. Einen Großteil der Organisation der Baumaßnahmen lief über die Arbeitsgruppe „Gebäudemanagement“, die gemeinsam mit dem Bauamt der Stadt die Arbeiten koordinierte und umsetzte.

Die wesentlichen Abstimmungen über die Baumaßnahme laufen in dem Lenkungsgremien zusammen, dass aus verschiedenen Aktiven aus dem Ort sowie Bürgermeister Hausmann und Kerstin Ebert von der Stadtverwaltung besteht. An der Spitze dies Gremiums steht Ortsvorsteher Dieter Tourte. Ebenso mit eingebunden bei der Gestaltung des Gebäudes sowie der Außenanlage ist Mitarbeiterin Meike Bonsa vom Stadtbauamt. Es erfolgt regelmäßig eine enge Abstimmung mit der Förderstelle im Landkreis.

Im Zuge der Vertragsunterzeichnung zur Übernahme der Trägerschaft wird das Lenkungsgremium Teil des Vereins und übernimmt die Koordination und Organisation der Arbeiten für das Multifunktionale Haus. Die beiden Verantwortlichen des Vereins Jörg Dreer und Hermann Wienholt machten bei dem Termin deutlich, dass die Unterstützung der Betziesdorferinnen und Betziesdorfer für eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes wichtig sei.

Was steckt hinter dem Projekt?

Das Projekt „Multifunktionales Haus“ in der alten Schule begann vor rund vier Jahren mit einer Bürgerumfrage in Betziesdorf. Es sollte in Erfahrung gebracht werden, was den Bürgerinnen und Bürgern welche wichtigen Angebote vor Ort erhalten bzw. neu geschaffen werden können. Auf dieser Grundlage bauten weitere Planungs- und Konzeptarbeiten auf.

Im Jahr 2020 konnte die Stadt Kirchhain zudem über die Regionalentwicklung Fördermittel für die Umbaumaßnahmen generieren. Im Zuge des Umbaus soll das Gebäude durch den Bau eines Außenaufzugs barrierefrei werden. Zudem wurden die sanitären Einrichtungen erweitert und eine Küchen- zeile eingebaut. Außerdem soll die Freifläche zwischen dem Multifunktionalen Haus sowie dem Gemeinschaftshaus umgestaltet werden. Durch den Umbau des Gebäudes und die Umgestaltung der Freifläche soll ein vielfältiges, durchdachtes sowie ortsnahes Versorgungs- und Dienstleistungsangebot für die Bürgerinnen und Bürger in Betziesdorf und aller anderen Ortsteile – auch der Nachbarkommunen – zur Verfügung gestellt werden.

„Mit dem Multifunktionalen Haus beleben wir die Ortsmitte weiter, stärken das soziale Leben und haben eine Anlaufstelle

mit zahlreichen Angeboten für Jung und Alt“, erklärt Ortsvor- steher Dieter Tourte und dankt allen Beteiligten für den Einsatz der letzten Monate. In diesem Zusammenhang erinnerte er auch an die verstorbene Landrätin Kirsten Fründt, der die Umsetzung des Projektes sehr am Herzen lag. Das Gebäude war ursprünglich im Eigentum des Landkreises und wurde im Jahr 2021 vom Kreis an die Stadt Kirchhain übergeben.


Neue Projektplanungen ab Oktober 2023

Bereits in 2019 fanden in dem Multifunktionalen Haus verschiedene Angebote für die Bürgerinnen und Bürger statt, so z.B. Spielenachmittage, Frühstückstreffs oder das Repair-Café. Coronabedingt mussten die Angebote eingestellt werden.

Nun soll es hier einen Neustart geben. Ab Oktober treffen sich die Arbeitsgruppen wieder, um neue Ideen für die Belebung des Gebäudes zu sammeln, zu organisieren und umzusetzen.


Aktuelle Veranstaltungen im Multifunktionalen Haus:

siehe Veranstaltungen


Erste Veranstaltungen im Multifunktionalen Haus Betziesdorf:

Nach langer Zwangspause und in dieser Zeit erfolgreich durchgeführten Renovierungen, konnte das Haus zum Jahresende wieder belebt werden.

Erste Veranstaltungen wurden mit großem Interesse besucht.

Vorlesen verbindet

Für Kinder im Multifunktionalen Haus in Betziesdorf

Unter dem Motto Vorlesen verbindet hatten Isabel Barie und Claudia Bischofsberger in Kooperation mit Lenis Buchladen am 17.11.2023 Kinder ins Multifunktionale Haus nach Betziesdorf eingeladen.

Für die Vorschulkinder startete um 14:30 Uhr das Bilderbuchkino mit dem Buch „Der Grüffelo“. Isabel Barie und Claudia Bischofsberger hatten dafür einen Raum im Multifunktionalen Haus gemütlich hergerichtet. 12 vergnügte kleine Grüffelo Fans, teilweise begleitet von ihren Eltern, ließen sich auf Turnmatten, mit Decken und Kissen zum Kuscheln versehen, gespannt nieder. Nachdem alle mit selbst gemachtem Popcorn aus der Popcornmaschine und Getränken versorgt waren, konnte es los gehen. Bis zum Schluss lauschten die Kleinen begeistert der von Isabel Barie zauberhaft vorgelesenen Geschichte und verfolgten die einzelnen Szenen an der Leinwand. Nach einer guten Stunde endete die gelungene Veranstaltung.

Eine halbe Stunde hatten die Organisatorinnen nun Zeit die Räume des Multifunktionalen Hauses für die nächste Veranstaltung umzugestalten. Kinder von 8-12 Jahren waren eingeladen, mit einem Exit Buch Rätsel zu lösen und auf Spurensuche zu gehen. 10 Kindern gelang es in 1,5 Stunden gemeinsam Anleitungen zu lesen, Codes zu knacken, Geheimschriften zu entschlüsseln und versteckte Gegenstände zu finden. Die Suche erstreckte sich über vier Räume und die Kinder waren mit vollem Eifer dabei. Nach getaner Arbeit deckte sich auch diese Gruppe reichlich mit Popcorn und Getränken ein, bevor sie sich auf den Heimweg machte.

Beide Veranstaltungen fanden großen Anklang


Der Frühstückstreff am Samstagvormittag hat bereits in 2019 großen Anklang gefunden. Somit war klar, dass wir auch bei der Neueröffnung einmal im Monat dieses Angebot weiterführen möchten. In 2024 wird dieser im monatlichen Wechsel mit einem Mittagstisch angeboten. In diesem Jahr haben wir am 9. Dezember mit einem Adventskaffee begonnen. Bei selbstgebackenem Kuchen und Plätzchen konnten die Besucher sich austauschen, Weihnachtslieder singen und auch der Nikolaus hat auf seiner Rundreise kurz bei uns reingeschaut.

Viele weitere Angebote sind für 2024 angedacht. So wird auch der Spieleabend wieder aufleben. Geplant ist nicht nur einmal im Monat ein Abend für Erwachsene, sondern im Wechsel als Nachmittagsveranstaltung mit Kindern.

Auf vielfachen Wunsch wurde im Rahmen des Dorffestes das Backhaus wieder angeheizt. Hier hat sich im November eine Gruppe gefunden, welche gemeinsam Sauerteigbrot hergestellt, gebacken und anschließend nach getaner Arbeit gemeinsam Pizza und Ofenplatz aus dem Backhaus genossen hat. Ab März wird sich die Gruppe wieder einmal im Monat treffen. Auch neue Interessierte sind herzlich willkommen.

Was im Winter nicht fehlen darf: Warme Mützen, Handschuhe, Schals. Eine Handarbeitsgruppe trifft sich einmal im Monat freitags ab 17 Uhr um gemeinsam zu stricken, häkeln, nähen, spinnen…jeder kann sein eigenes Projekt mitbringen, vorstellen, andere damit inspirieren, Probleme besprechen, gemeinsam Lösungen finden. Auch wer noch keinen Kontakt mit Stricknadeln, Häkelnadeln etc. hatte, kann bei Interesse vorbeikommen und sich von dem Handarbeitsvirus anstecken lassen. Wir zeigen gerne, wie es geht.

Alle Termine finden Sie im Internet auf der Betziesdorf Seite oder im Veranstaltungskalender des Kirchhainer Anzeigers.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Es ist bestimmt für jeden was dabei.e6015d16-d7af-11ee-84a8-ac7d678cf459.jpg

 

Ein Haus, das Generationen verbindet

„Multifunktionales Haus“ in Betziesdorf wird am Samstag, 9. März, eingeweiht

Kirchhain-Betziesdorf. Es ist ein Haus mit Geschichte – es sollte aber nicht selbst Geschichte werden: Die alte Schule im Kirchhainer Stadtteil Betziesdorf wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut. Ein massiver Bau aus Stein, mitten im Dorf. Mit einem großzügigen Grundstück drumherum. Bis vor zehn Jahren wurden dort Schülerinnen und Schüler unterrichtet, dann beschloss der Landkreis als Schulträger, dass der Betrieb dort eingestellt wird. Unterrichtet wurde fortan in Bürgeln.

Also schloss die Grundschule ihre Türen – so wie vorher der Metzger, der Bäcker, die Gaststätten im Dorf ihre Türen geschlossen hatten. 800 Einwohner hat der Kirchhainer Stadtteil und ein Teil davon fragte sich: „Was können wir tun, um dem Dorf wieder etwas an der verlorenen Infrastruktur zurückzugeben?“ Im Herbst 2016 entstand die Idee, ein sogenanntes „Multifunktionales Haus“ einzurichten – ein Haus also, mit vielfältigen Funktionen und Nutzungsweisen, für Versammlungen, Veranstaltungen und als Treffpunkt für die Generationen. Und das ist jetzt fertig. Am Samstag, 9. März, wird es offiziell eingeweiht.

„Die Initiative zum ,Multifunktionalen Haus’ kam von der verstorbenen Landrätin Kirsten Fründt“, erinnert sich Betziesdorfs Ortsvorsteher Dieter Tourte. Er steht an diesem kalten, sonnigen Morgen in einem ehemaligen Klassenzimmer der alten Schule, die Sonne flutet den Raum mit Licht, die alte Tafel an der Stirnseite weist auf den Einweihungstermin hin. Nicht ohne Stolz berichtet Tourte, was die Dorfbewohner in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt haben.

Alles begann mit einer Umfrage unter den Einwohnern des Ortes. Diese sollte in Erfahrung bringen, was den Betziesdorferinnen und Betziesdorfern fehlt, welche wichtigen Angebote vor Ort erhalten und oder neu geschaffen werden sollten. „Der Zuspruch zu dieser Umfrage war riesig“, berichtet Tourte heute, „man merkte, dass die Bürger durchaus interessiert waren, das Dorfleben zu verbessern.“ Eine Lenkungsgruppe gründete sich, um das Pilotprojekt „Multifunktionales Haus“ voranzutreiben, zehn Arbeitsgruppen wurden gebildet, die sich bis heute mit verschiedenen Themen auseinandersetzen. „Die Corona-Pandemie hat das Projekt dann zurückgeworfen, weil vieles nicht mehr weiterlaufen konnte und am Ende neu angeschoben werden musste“, erläutert Tourte, der sich freut, dass die Projektphase nun abgeschlossen ist und das Haus eingeweiht werden kann.

Die Handarbeitsgruppe trifft sich bereits dort, die Spielegruppen – es gibt eine für Erwachsene und eine für Kinder – ebenfalls. Gemeinsame Frühstücke wurden auch schon organisiert, genauso wie gemeinsame Mittagessen. Es wird Yoga gemacht und eine Krabbelgruppe turnt mit ihren Kleinkinder regelmäßig durch einen der ehemaligen Klassenräume. Handwerklich begabte Rentner haben ein Repaircafé etabliert. Und die Ideen der Betziesdorfer zur Nutzung des Hauses gehen noch weiter: Einen Gesundheitstag möchte man ausrichten, Infoverstaltungen zu verschiedenen Themen organisieren, gemeinsame Spaziergänge und Radtouren anbieten, in einer Telefonzelle soll eine Büchertauschbörse entstehen und das im Obergeschoss eingerichtete Büro soll für Beratungen genutzt werden – etwa durch Banken und Versicherungen.

„Es ist toll, dass wir als Ort diese Chance bekommen haben, unser Ziel, die Infrastruktur und die Gemeinschaft im Dorf zu verbessern, umzusetzen. Dafür sind wir sehr dankbar“, bringt es Ortsvorsteher Tourte auf den Punkt. Die Stunden ehrenamtlicher Arbeit, die in die Entwicklung des Projektes und die Umgestaltung der Räume geflossen sind, ließen sich nicht beziffern. „Es waren viele, viele Stunden“, betont er.

Umgestaltung kostet
rund 220.000 Euro

Rund 220.000 Euro kostete die Umgestaltung der alten Schule zum „Multifunktionalen Haus“ (MFH), 140.000 Euro gab es dabei an Fördermitteln über Programme der EU. Höchster Kostenpunkt war der Anbau eines Aufzugs, damit das Gebäude barrierefrei betreten werden kann. Zudem wurde ein behindertengerechtes WC eingebaut, eine neue Küche eingerichtet und ein Klassenraum zum Büro mit vorgelagertem Wartebereich umgebaut. Der Schulhof muss noch fertig gestaltet werden. Dort fehlt es vor allem noch an Grün, an Bäumen, Sträuchern und Rasen. „Wir haben schon eine Boule-Bahn angelegt und ein Olli-Feld“, berichtet der Ortsvorsteher, dem es wichtig ist, zu betonen, dass das Multifunktionale Haus für jedes Alter offen ist und die Generationen verbinden soll. Ein Spieltisch steht schon bereit, eine Tischtennisplatte ebenso, der Trinkbrunnen wird im Frühjahr installiert.

Die Trägerschaft des Hauses hat bereits im vergangenen Herbst der Heimatverein „Mein Dorf Betziesdorf“ übernommen. Es ist das zweite Multifunktionale Haus, das im Landkreis Marburg-Biedenkopf entstanden ist. Ein weiteres Pilotprojekt dazu wurde vor einem Jahr in Mombergabgeschlossen.



Quellenangabe: Oberhessische Presse vom 05.03.2024, Seite 6